Gesundes Denken lernen
Der Mensch beachtet die Art, wie er denkt, normalerweise
selten. Man denkt eben so, wie man denkt. Eher schon
achtet man auf die Gefühle: Man merkt, wenn man
glücklich ist, wenn man traurig ist usw.
Es ist schade, daß man nicht von Zeit zu Zeit
auf seine Gedanken achtet, denn unsere Gedanken sind
oftmals die Basis unserer Gefühle. Wenn jemand
z.B. andauernd denkt, daß das Leben negativ ist,
dann wird er irgendwann auch das Gefühl haben,
daß das so ist.
Interessant ist dabei aber, daß man seine Gedanken
auch verändern kann und damit die Sicht auf das
Leben und auf bestimmte Situationen.
Was ist negatives Denken?
Wie oben schon erwähnt, bildet unser Denken den
Grundstein für das, was wir fühlen. Ausgenommen
davon ist Schmerz, den kann man sich im allgemeinen
nicht "herandenken".
Beobachten Sie sich einmal selbst: Ständig beobachten
wir uns und unsere Umwelt und denken, meist unbewusst,
darüber nach. Ebenso schließen wir Folgerungen
aus diesen Ereignissen und Zuständen. Dabei kommt
es aber nicht immer zu richtigen Einschätzungen
der Situationen. Gerade angstkranke Menschen können
in ganz normalen Situationen eine Gefahr hineininterpretieren,
die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist. Zudem denken
die Betroffenen, daß sie der Situation nicht gewappnet
sind und in der Gefahr untergehen könnten. Manches
wird also negativer betrachtet als es eigentlich ist.
Auch die Person selbst sieht sich meist negativer als
sie eigentlich ist. Obwohl dies in vereinzelten Situationen
auch auf "normale" Menschen zutrifft, trifft
dies in besonderem Maße auf angstkranke Menschen
zu: Ihre Art zu denken ist fehlerhaft!
Die Folgen davon sind dann ebenso negativ wie das Denken
selbst: Die Betroffenen fühlen sich schlecht, sie
haben Angst, sie vermeiden bestimmte Situationen oder
nehmen sogar Alkohol, Beruhigungsmittel oder Drogen
zu sich. Oftmals scheuen sie auch den Kontakt zu Mitmenschen,
weil sie sich verletzt oder ertappt fühlen, sie
verlieren die Hoffnung auf ein normales Leben und denken,
sie seien es nicht wert, geliebt zu werden.
Lesen Sie dazu auch:
Denken und Fühlen...
Deshalb: Raus aus dem fehlerhaften Denken!
Wenn man es schafft, aus diesem fehlerhaften Denken
auszusteigen, kann sich die Gefühlswelt wieder
normalisieren. Erreichen kann man dies dadurch, daß
man darauf achtet, daß das Denken der Situation
angemessen ist.
Das fehlerhafte und das gesunde Denken gegenübergestellt
Gesund:
Die Denkweise entspricht den Tatsachen
Die Denkweise zeigt uns Gefühle und Handlungsmöglichkeiten,
die zur Situation passen.
Fehlerhaft:
Man denkt aufgrund seiner persönlichen Meinung
bzw. Vermutungen, die jedoch nicht richtig sind.
Die Gedanken rücken alles in ein negatives Licht,
übertriebene bzw. negative Gefühle werden
ausgelöst, das richtige angemessene Verhalten wird
verhindert.
Wenn Sie der Meinung sind, daß auch Sie fehlerhaft
denken, sollten Sie sich bei jeder besonderen Situation
die Fragen stellen:
Entspricht das, was ich gerade denke, den Tatsachen?
Sehe ich das Ereignis zu negativ und schränkt mich
meine Denkweise in meinem Handeln ein?
Wenn Sie die erste Frage mit "Nein" und die
zweite Frage mit "Ja" beantworten können,
dann denken Sie tatsächlich fehlerhaft, also nicht
der Situation entsprechend.
Spätestens jetzt sollten Sie sich fragen, wie Sie
denken müßten, um der Situation gerecht zu
werden und sich so verhalten zu können, wie Sie
es möchten oder wie es nötig wäre.
Leider ist der Schritt zu dieser Frage nicht immer
ganz einfach, auch die Antwort fällt einem nicht
immer gleich ein, weil man zu festgefahren ist in der
negativen Sichtweise. Unser Tipp: Wenn Sie selbst nicht
auf die Antwort kommen, fragen Sie doch einen vertrauten
Menschen, wie er über eine für Sie schwere
Situation denkt. Dies könnten Sie als kleinen Fingerzeig
nehmen, wo Ihr Ziel sein könnte.
Der Fahrplan zum gesunden Denken
Erste Regel für gesundes Denken:
Ein gesundes Denken entspricht den Tatsachen.
Nicht die Dinge sind es, die uns beunruhigen, sondern
die Sicht darauf.
Lassen Sie also alles Negative weg, das tatsächlich
nicht vorhanden ist und das nur in Ihrem Kopf zu finden
ist.
Übrigens: Natürlich gibt es auch Situationen,
die negativ sind, also zum Beispiel ein Wohnungsbrand
oder kaputte Bremsen bei Tempo 200 auf der Autobahn,
die sollten Sie natürlich als negativ einschätzen
und auch entsprechend handeln.
Was gemeint ist, ist, daß Sie Ihre ganz persönliche
negative Interpretation ausblenden sollten. Betrachten
Sie die Dinge so wie sie sind.
Ein Beispiel: Ein Löwe jagt in der Steppe ein
Zebra so lange, bis er das erschöpfte Tier schließlich
niederringt und auffrisst.
Die negative Denkvariante wäre jetzt: Warum muß
der böse Löwe das arme Zebra so lange hetzen
und quälen, schließlich umbringen und fressen?
Alle Löwen machen das, alle Löwen sind böse.
Die tatsächliche Denkweise wäre: Der Löwe
jagt das Zebra, weil er selbst überleben muß.
Zudem muß er seine Löwenfamilie ernähren
und hilft dabei, kranke Zebras auszusortieren.
Der macht also auf seine Weise genau das Gleiche wie
der Mensch, der sich auch immer ernähren muß,
um nicht zu sterben.
Wann auch immer ein Gefühl in Ihnen aufsteigt,
welches Ihnen verbietet, so zu leben wie Sie möchten,
welches Sie lähmt oder welches in Ihnen eine Art
Schuld aufruft, kann das möglicherweise damit zu
tun haben, daß Sie die Situation, den Gegenstand
oder das Geschehen fehlerhaft einschätzen.
Es kommt also darauf an, sich in einer solchen Situation
an die Tatsachen zu halten:
- Sind meine Gedanken den Tatsachen angepasst?
- Denke ich im Moment nur so, weil ich es negativ denke
oder weil ich meine negative Meinung einfließen
lasse?
- Gibt es Beweise für meine negative Ansicht?
Antworten Sie auf die Frage 1 mit "Nein",
so sehen Sie selbst, daß Sie die Situation falsch
einschätzen. Auch die zweite Frage weist darauf
hin. Falls Sie Ihr Denken für richtig halten, so
kann Ihnen Frage 3 nochmals einen weiteren Hinweis auf
Ihr falsches, fehlerhaftes Denken geben. Sind Sie also
der Meinung, daß der Löwe aus dem obigen
Beispiel doch böse ist, dann fragen Sie nach dem
Beweis: Töten alle Löwen immer jedes Zebra,
das Ihnen über den Weg läuft? Wie sieht es
aus, wenn er in Gefangenschaft ist und täglich
gefüttert wird? Wieviele Löwen gibt es in
Zoo's und im Zirkus, die ständig irgendwelche anderen
Tiere und Menschen töten, um sie aufzufressen?
Wie Sie sehen, ist es also keine Tatsache, daß
ein Löwe generell böse ist
Die zweite Regel für ein gesundes Denken
Gesundes Denken gibt uns die Möglichkeit, zu
tun, was man möchte und was nötig ist, und
sich zu fühlen, wie man möchte.
Fast alle Menschen, die eine Therapie machen, haben
das Gefühl, daß ihr Leben nicht so ist wie
es eigentlich sein sollte. Sie fühlen, daß
etwas falsch ist.
Dies hat meist mit negativen Gefühlen zu tun. Diese
Gefühle sind eine Art Schmerz der Seele und bedeuten
eine Art Warnzeichen, daß etwas nicht richtig
ist. Negative Gefühle sind also ein Hinweis dafür,
daß etwas negativ empfunden wird.
Wenn Sie von sich denken, der totale Versager zu sein,
so ist es normal, daß Sie sich schlecht und deprimiert
fühlen. Wäre es anders, so hätten Sie
offenbar ein größeres Problem mit Ihrer Selbstwahrnehmung.
Es ist also normal, wenn man sich bei solch negativen
Gedanken auch schlecht fühlt.
Aber auch das Handeln wird durch solche negativen Gefühle
eingeschränkt. Wenn Sie sich als totaler Versager
fühlen würden, würden Sie sich in der
Öffentlichkeit bestimmt nicht auffallend benehmen
und immer schön im Hintergrund bleiben. Dinge,
die man gerne tun würde, würde man wahrscheinlich
nur dann tun, wenn niemand dabei ist, der Sie kritisieren
könnte.
Also Schluß mit den negativen Gedanken!
Fragen Sie sich immer, ob Ihre Art zu denken Sie in
Ihrem Leben, Ihrem Handeln und Fühlen einschränken.
Wenn ja, dann sollten Sie diese Gedanken aus Ihrem Kopf
verbannen und durch solche ersetzen, die es Ihnen ermöglichen,
das zu tun, was Sie möchten und sich so zu fühlen,
daß es Ihnen gut geht.
Solche positiven Gedanken sollten Sie sich am besten
selbst aufschreiben: Welche Ziele habe ich, wie soll
mein Leben aussehen, wie möchte ich von anderen
wahrgenommen werden?
Formulieren Sie Ihre Ziele positiv, also in der Form:
"Ich will frei leben können" und nicht
"Ich möchte keine Angst mehr haben",
da unsere Psyche Verneinungen wie im zweiten Beispiel
ausblendet, es würde also nur noch "Ich will
Angst haben" übrig bleiben. Und das ginge
nach hinten los
Ebenso sollten Sie Ziele verwerfen, die anderen schaden,
frei dem Grundsatz "Die Freiheit des einen hört
da auf, wo die des anderen beginnt."
Also bitte fair bleiben!
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